Projektwerkstatt 2020

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Am 16. und 17. Oktober 2020 fand mit Unterstützung vom Obst- und Gartenkultur Vorarlberg, der Bodensee Akademie, dem Verein Bodenfreiheit und der Impulse-Stiftung, die Gemüseallmende-Projektwerkstatt im WirkRaum der Caritas in Dornbirn statt. Zu dieser Projektwerkstatt wurde öffentlich und breit eingeladen.

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„Wie können wir förderliche Rahmenbedingungen für gemeinschaftlichen Gemüsebau in Vorarlberg schaffen?“ lautete die Ausgangsfrage für ein sehr vielfältiges und komplexes Thema.

Initiiert von motivierten Gemüsegärtner*innen war und ist das Anliegen den lokalen Bio-Gemüseanbau in Vorarlberg zu stärken. Grundsätzlich soll jede Art von Bio-Gemüseanbau gestärkt werden, bei der Initiative Gemüseallmende liegt der Fokus fürs erste auf gemeinschaftlichen Projekten wie Schulgärten, Gemeinschaftsgärten, Essbare Gemeinden oder solidarischen Landwirtschaften. Vor allem weil dieses Feld viele zusätzliche Potentiale im Gemüsebau birgt. Diese Potentiale, wie etwa Wissensaustausch, gesundheitliche Aspekte, sozialer Zusammenhalt und natürlich besonders kurze Wege für Gemüse sollen sichtbarer gemacht werden. Daneben gibt es aber auch einige knifflige Herausforderungen, unter anderem den gesicherten Zugang zu Flächen, die es zu beackern gibt und wofür die Initiative gerne auf verschiedenen Ebenen bessere Bedingungen schaffen möchte.

Einladungsflyer von Sarah Mathis

Was war schon da?
Die Herausforderungen betreffend mussten wir nicht bei null beginnen. Die Bodensee Akademie verfasste nach der Befragung von Vertreter*innen aus zwölf Gemeinschaftsgärten eine Bestandsaufnahme, in der die Situation der Gärten gut beschrieben wurde.  Die Bestandsaufnahme ist hier einsehbar .

Auf dieser Website findet ihr die Dokumentation der beiden Halbtage, die Anstoß waren für einige weitere Schritte in diesem Bereich.

KURZFASSUNG der Dokumentation vom 16. und 17.10.2021

Die ausführlichere Dokumentation findet ihr nachfolgend. Am Freitag ging es um das Kennenlernen und Öffnen der Thematik mit Inputs, u. a. von der Agrarwissenschafterin Andrea Heistinger und SoLaWi-Experte David Steyrer. Am Samstag ging es um konkrete Projekte und nächste Schritte. Besonders erfreulich war, dass aus allen gemüserelevanten Bereichen und vielen Organisationen Vertreter*innen mit dabei waren. Dadurch ist zu den gemeinsamen Anliegen eine wichtige Vernetzung entstanden, auch über die Grenzen Vorarlbergs hinaus.

Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation

Tag 1 – Freitag-Nachmittag (30 Teilnehmer*innen)

> Kennenlernen – wer war dabei? mit in der Runde waren Erwerbsgärnter*innen, Gemeindevertreter*innen, Schul- & Gemeinschaftsgärnter*innen, Quereinsteiger*innen, Gemeinde/Umweltverband und LFI, Agrarwissenschafter*innen, etc.

> Nach kurzen Inputs von Stefan und Simone zur Initiative und zur Lage in Vorarlberg, gab es von Agrarwissenschafterin Andrea Heistinger einen spannenden Bericht mit einerseits Zahlen und Fakten zum Thema Landwirtschaft und Gemüsebau, vor allem in Bezug auf Ertrag und Flächen. Zusätzlich verschiedene Infos zu historischen Gemüseallmende-Beispielen und Raumplanungsfragen. Den Vortrag von Andrea Heistinger gibt es auf ihrer Website zum ansehen/downloaden.

Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation

> es folgten drei Runden Erfahrungsaustausch in vier
Klein-Gruppen
. Zuerst zwei Runden mit Infos aus vier Pionier-Projekten – Essbare Stadt Dornbirn, Gartenpolylog-Vernetzung Wien und Servicestelle GG Tirol, Schul- & Gemeinschaftsgarten Bezau, solidarische Landwirtschaft Ravensburg. Danach eine Runde zu den vier Themenfeldern – Bildung/Wissen – Flächen/Boden – Soziales/Gemeinschaft – Förderung/Unterstützung

> die Outputs aus den drei Kleingruppenrunden wurden zum Abschluss zur Diskussion in die große Runde getragen und waren sowohl Ausgangssituation für den Samstag, als auch spannende Sammlung für mögliche zusätzliche Schritte.

Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation

Tag 2 – Samstag-Vormittag (20 Teilnehmer*innen)

Nachdem die Ergebnisse vom Vortag für zwei, drei neue Teilnehmer*innen kurz rekapituliert wurden, ging es ans finden der brennendsten Fragen und Themen um diese in möglichen nächsten Schritten anzugehen. Für die Gruppe am Samstag waren das folgende Punkte:
> die Schaffung eines Gemüse-Kompetenzzentrums (als Förder-/Vernetzungs- und Servicestelle für mehr Bio-Gemüse für alle!)
> eine Gemüse-Vision formulieren!
> Bewusstsein und Wertschätzung und Bedarf für Bio-Gemüse(allmenden) in der Bevölkerung und Politik wecken!
> Ernährungssouveränität thematisieren / evtl. Ernährungsrat etablieren für eine demokratische Agrar-/Lebensmittelpolitik

> neben diesen Anliegen gibt es noch einige weitere, die in der detailierteren Doku beschrieben sind.

Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation

Wie geht´s weiter? Was geht weiter? Nächste Schritte?

Wie bereits erwähnt war es besonders wertvoll, dass so viele verschiedene Gemüse-Menschen an den beiden Tagen zusammengekommen sind. Vernetzt bleibt die Gruppe über einen moderierten Mail-Verteiler in den ihr euch hier eintragen könnt.

folgende nächste konkrete Schritte wird/soll es geben:
> ein Treffen bzgl. Gemüse-Kompetenzzentrum
> ein Treffen für solidarische Landwirt*nnen und solche die es werden wollen
> ein Entwurf für die Gemüse-Vision wird gemeinschaftlich mittels online-Dokument formuliert
> einen Tag der offenen Essbaren Gemeinden, Gemeinschafts-, Schulgarten & SoLaWi-Türen soll es im kommenden Jahr 2021 geben!
> Vernetzung / in Kontakt bleiben / Verteiler einrichten
> E-Souv & Ernährungsrat-Treffen ist noch offen (ÖBV?)

Wenn du Interesse hast an einem dieser Schritte mitzuwirken oder ein anderes Anliegen/Idee dann schreib eine E-Mail an gemueseallmende@riseup.net.

Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation


Dokumentation der Offenen Projektwerkstatt

TAG 1 | Freitag-Nachmittag 16.10.2021

  • Vorstellungsrunde
  • EINSTIEG durch Initiator Stefan Schartlmüller mit einer kurzen Information zur Entstehung der Initiative und zu Potentialen und Herausforderungen im (gemeinschaftlichen) Gemüsebau.
  • Simone König ergänzt mit Informationen rund um das Thema Allmende und Genossenschaften in Vorarlberg und gibt noch ein Überblick über die Ergebnisse der Bodensee-Akademie-Umfrage unter solidarischen Landwirtschaften und Gemeinschaftsgärten aus dem Jahr 2017/18. DOWNLOAD
  • Spannender Input von Agrarwissenschafterin und Autorin Andrea Heistinger zum Thema ökologischer Gemüsebau in Österreich mit Fakten zu Flächenbedarf, Widmungskategorien und co. Sie zeigt das historische Gemüseallmende-Beispiel „Pflanzsteige“ in Schiltern/NÖ. PRÄSENTATION
  • Zwei Runden in Kleingruppen mit Input aus Pionier-Projekten mit Fokus vier Themenbereichen.
  • Eine weitere Runde in Kleingruppen. Fokus und weiterführenden Fragen oder Anliegen zu den vier Schwerpunkten:
    1 Förderung/Unterstützung
      2 Boden/Land
      3 Bildung/Wissen
      4 Gemeinschaft/Soziales

  • PIONIERPROJEKTE
     Essbare Stadt Dornbirn. Initiator Thomas Mathis hat über die Entstehung und die Herausforderungen des Projekts Essbare Stadt Dornbirn berichtet. Das besondere an der Essbaren Stadt ist dass diese Art der Gemeinschaft eine komplett offene Struktur hat. Also alle die wollen können mitmachen, ernten kommen.
    – Solidarische Landwirtschaft Ravensburg. David Steyrer hat uns als Berater und Gärtner mit spannenden Informationen über die Solidarisch Landwirtschaft in Ravensburg versorgt.
    – Gemeinschaftsgärten Servicestelle Tirol und Gartenpolylog WienDavid Stanzel & Christoph Klocker bieten schon seit Jahren umfassende professionelle Unterstützung für neu entstehende, gemeinschaftliche Gartenprojekte und essbare Gemeinden (Gründungsberatungen). Zusätzlich gibt’s den Fokus auf Vernetzung und Austausch. Weitere Schwerpunkte sind die Vernetzung und Weiterentwicklung von bestehenden Gemeinschaftsgärten sowie Fortbildungen.
    – Schul- & Gemeinschaftsgarten & Gemeinschafts-Erdkeller BezauIsabella Moosbrugger berichtet über ihre gemeinschaftlichen Gartenprojekte im Bregenzerwald. LINK MARIE ARTIKEL.

  • ERKENNTNISSE nach Schwerpunkten

    1 Förderung/Unterstützung
    – Die Unterstützung in den Gemeinden hängt maßgeblich von den dort handelnden Personen ab, oft ist man auch von Einzelpersonen abhängig. Die Unterstützung kann gut sein oder auch nicht, Gemeindesupport wäre allerdings sehr wichtig. Crowdfunding kann etwas bewirken, ist aber mit viel Arbeit verbunden.
    – Von Gemeinden „semi-optimal“/schlecht umgesetzte Projekte hinterlassen keinen guten Eindruck > Projekte begleiten lassen, Know-how und Moderation unbedingt mit einbeziehen.
    – Förderebenen und Förderdschungel kann mühsam sein. Eine Aufwandsentschädigung für die verantwortlichen Personen ist wünschenswert.
    – Kompetenzzentrum – Wo könnte dieses unterstützen? Wo soll dieses angesiedelt werden? Wie kann finanziert werden? Fonds Gesundes Österreich?
    – Es braucht eine Gemüse-Lobby in Vorarlberg.

    2 Boden/Land
    – neue/alternative „Landbesitz-Modelle“, bspw eine Stiftung kauft Böden
    – sichere Musterverträge erstellen / zur Verfügung stellen / Sicherheit für Verpächter
    – Flächen von Körperschaften mobilisieren – mit unbefristeten Verträgen
    – Widmungskategorie Gemeinschaftsgarten
    – Öffentlichkeitsarbeit

    3 Bildung/Wissen
    – KnowHow ist wichtig!
    – Vernetzung für Wissensaustausch, auch überregional!
    – wie kann Wissen gut zur Verfügung gestellt werden? – Gemüse-Wiki?
    – Kochen können ist auch ein Thema dabei.
    – Bezau: Schulgarten ist im Sachunterricht verankert.
    – Möglichkeit schaffen, um mit Unterstützung fertige Pakete für den Unterricht zu erstellen
    – Ernährungsrat!
    – Es gibt eine neue Gemüse-Fachausbildung in Vorarlberg, diese ist erfreulicherweise voll ausgebucht

    4 Gemeinschaft/Soziales
    – gute ehrliche Kommunikation ist wichtig
    – Welche Strukturen braucht es dafür – zB Soziokratie
    – Bei der Gründung von Gemeinschaftsprojekten ist es ratsam Begleitung/Know-how einzuholen, sowohl Gemüsewissen als auch zu Moderation/Gruppenprozessen.
    – Verbraucher*innen, Gemüse*produzent*innen und Gärtner*nnen zusammenbringen
    – Potentiale erheben braucht Ressourcen.
    – Soziale Beziehungen über längere Sicht, viel Wechsel kann schwierig sein.
    – Wertschätzung und Zusammenhalt innerhalb eines Projekts stärken?
    Was steht im Vordergrund? Soziales, Ertrag, Experimente? Arbeit?!
    – Kompetenz-Hierarchien beachten, Verantwortungen gut/besser aufteilen.
    – Bewusstsein in der Gesellschaft muss steigen.
    – Es braucht mehr Leute, die Verantwortung übernehmen.

  • SONSTIGES
    – Welche Struktur braucht DAS WAS HIER ENTSTEHT, damit was weitergeht?
    – Es soll ein Treffen zum Thema CSAs (Solidarische Landwirtschaften) – organisiert von Nicole (Gemüse-Koop Liechtenstein) geben.
    –  Der 1. Tag der Gemeinschaftsgärten und Essbaren Gemeinden in Vorarlberg findet in Kürze statt.
    –   Die österreichweite Netzwerktagung von Gemeinschaftsgärten und Essbaren Gemeinden könnte für die Weiterentwicklung in 2022 genutzt werden.

Danke!

DANKE allen Menschen und Organisationen, die geholfen haben die Gemüseallmende-Projektwerkstatt zu ermöglichen.
Allen voran die Impulse-Privatstiftung die uns finanziell unterstützt haben!

Besonderer Dank gilt auch dem Team vom WirkRaum der Caritas in Dornbirn.
Ein feiner Ort für feine Zusammenkünfte!

Beim Entstehen, Organisieren, Bewerben, Umsetzen, Wissen-Einbringen etc. der Gemüseallmende-Projektwerkstatt, haben die Kolleg*innen von der Bodenseeakademie, vom Obst- und Gartenbauverband Vorarlberg, vom Verein Bodenfreiheit und von der Essbaren Stadt Dornbirn wichtige Unterstützung beigetragen! Fotografien und zusätzlicher Support kam von Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation. Danke!

Gemüseallmende Obst- und Gartenkultur Vorarlberg